Last Minute Klassenerhalt für den RC Leipzig

13 Mai
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Was für eine Spannung lag vor Anpfiff dieses letzten Spieltags der Saison 2017/18 in der Luft. Der RC Leipzig hatte sich in den letzten Spielen wieder an das rettende Ufer herangetastet und lag nun nur noch wenige Punkte vom Klassenerhalt entfernt. Sogar der direkte Klassenerhalt ohne die Relegation schien wieder möglich, aber dafür benötigte man einen Bonuspunktsieg bei gleichzeitiger Niederlage von der SG Odin/Döhren und der Grizzlies. Die Grizzlies hätten dafür auch keinen Bonuspunkt einstreichen dürfen. Die Leipziger Marschroute war aber vor dem Spiel klar. Genauso befreit aufspielen, wie die Woche zuvor gegen die Grizzlies und sich auf das eigene Spiel konzentrieren, denn nur das kann man letztlich auch kontrollieren. Coach Andreas Kuntze standen für das Schicksalsspiel 21 Mann zur Verfügung.

Leipzig kickte pünktlich um 14 Uhr an und als der Ankick gleich direkt ins Seitenaus segelte, lies das gleich Schlimmes befürchten. Doch manchmal läuft es einfach anders als man denkt. Die Gastgeber erwiesen sich eine Klasse besser im Gedränge und schoben die Hauptstädter deutlich nach hinten. Die Berliner Stürmer konnten den Ball nicht kontrollieren und Gedrängehalb Engelbrecht schaltete am schnellsten, nahm den Ball auf und tanzte sich durch die Berliner Verteidigung ins Malfeld. Die Erhöhung saß und Leipzig führte nach zwei Aktionen 7:0. Fast eine Kopie des ersten Versuches war auch der zweite der Leipziger. Wieder war es Engelbrecht, der nach einem Gedränge den Ball aufnahm und die Berliner Verteidigung verdutzt hinter sich ließ. Der Versuch war diesmal weit außen und die Erhöhung daher zu schwierig und es blieb beim 12:0. Leipzig nahm aber in der Folge keineswegs den Fuß vom Gas und machte klar, dass sie ihren Teil zum Wunder beitragen wollten. Die Gäste kickten in der Verteidigung tief in die Leipziger Hälfte. Dort kam Botha, nach Zuspiel von Alrebdawi ins Spiel, der seine Schnelligkeit unter Beweis stellte. Nach einem Doppelpass mit seinem Innenpartner Beck, war die Berliner Verteidigungslinie überlaufen und der Ball lag erneut mittig unter dem Goal. Leipzigs samoanischer Verbinder Vaaiga besorgte die Erhöhung und es stand 19:0. Und die Sachsen machten weiter Druck auf die Gäste. Nach einem 22m-Ankick des RK03 kommt der Ball direkt auf Verbinder Vaaiga, der mit dem Ball zwei Gegner fixierte und auf den freien Alrebdawi passt. Der syrische Eckdreiviertel spielte seine ganze Geschwindigkeit aus und legte den vierten Versuch für Leipzig. Vaaiga verwandelte die schwierige Erhöhung von Außen und erhöhte auf 26:0 nach 20 Spielminuten. In der Folge neutralisierten sich beide Teams ein wenig. Moloi musste verletzungsbedingt vom Feld und für ihn kam Preiss auf das Feld, der sich aber nahtlos in die hervorragend agierende erste Reihe der in gelb spielenden Leipziger einfügen konnte. Einen kleinen Rückschlag gab es in der dreißigsten Minute, als Hakler Jens Paleit im Ruck nicht auf den Füßen bleiben konnte und nach drei Verstößen am Ruck in kurzer Folge die „Team-Karte“ in Gelb für seinen technischen Fehler bekam. RK03 nutzte die numerische Überzahl und verkürzte per Versuch auf 26:07. Doch die sächsische Antwort erfolgte prompt. Botha fing in der gegnerischen 22-m Zone einen Ball heraus und baute die Führung auf 31:07 wieder aus. Die Sachsen waren weiterhin im Aufwind. Ein bärenstarkes Tackle von Innen Franz Beck am Nationalspieler Falk Duwe, nachdem die Berliner den Ball nach einem Straftritt schnell angespielt hatten, sorgte nicht nur für den Ballwechsel zu Gunsten der Gastgeber, sondern ließ nun auch jeden verbleibenden Zweifler überzeugen, dass hier heute ganz viel drin war. Der Schiedsrichter pfiff nun zur Pause und die Blicke wanderten erstmals auf die anderen Zwischenstände. Die Berliner Grizzlies und die SG Odin/Döhren lagen beide deutlich hinten und aktuell sah es sogar nach einem direkten Klassenerhalt für die Leipziger aus.

Die Pause nutzte Coach Kuntze für weitere taktische Vorgaben, ohne auf die anderen Zwischenstände einzugehen. Aufgrund des etwas stärkeren Windes sollte mehr auf Kickspiel gesetzt werden. Ein Rezept was schon in den Schlussminuten der ersten Halbzeit sehr gut aufging. Und seine Jungs setzten dies in Person von Vaaiga und Botha um, die mit cleveren Kicks in der zweiten Hälfte die Berliner weiter unter Zugzwang brachten. Eine Gasse kurz vorm Berliner Malfeld trugen die Leipziger per Paket und Vollendung vom erneut stark aufspielenden Marius Preiss ins Malfeld. Die Erhöhung schlug leider fehl, aber der Stand von 36:07 gab den Leipzigern nun die entsprechende Sicherheit. Abseits des Geschehens auf dem Platz blickten Zuschauer und Management mit immer gespannteren Blicken nach Berlin, wo die Berlin Grizzlies zwischenzeitlich aufholen konnten und Leipzig wieder auf Relegationskurs war. Aber auch die SG Odin/Döhren hatte einige Punkte gut gemacht und war wieder auf Schlagdistanz. Die wahre Spannung fand somit im Live-Ticker von Totalrugby statt. Die Spieler des RC Leipzig spielten und kontrollierten weiter die Partie gegen den Tabellendritten und kümmerten sich weiterhin nur auf die Dinge, die sie beeinflussen konnten. Leipzigs kreativer Gedrängehalb Engelbrecht hatte bis dato den Platz verletzungsbedingt verlassen müssen und Cowley rückte von der Schlussposition nach vorne, während Böhme, nach langer Abstinenz, seinen freigewordenen Posten einnahm. Die Berliner hatten jetzt ihre stärkste Phase des Spiels und belagerten für lange Zeit das Leipziger Malfeld, bis sie schlussendlich ihren zweiten Versuch legen konnten. Aber auch darauf gab es eine Leipziger Antwort. Nach einem schönen Paket nach Leipziger Gasse war es Kapitän Benno Förtsch, der seinen Namen auf das Scoreboard brachte und auf 41:14 ausbaute. Der Blick nach Berlin offenbarte, dass Leipzig wieder auf Kurs des direkten Klassenerhalts war, allerdings wurde das Eis immer dünner, denn die Berlin Grizzlies hatten mittlerweile drei Versuche erzielt und bei einem vierten Versuch, müsste Leipzig in die Relegation. Coach Kuntze brachte nun nochmals frische Kräfte In Person von Meneses, Spahn und van Tho Langhans. In der Schlussphase gab es jeweils noch einen Versuch für die Gäste und einen für Leipzig von Tom Cowley zum Endstand von 48:19. Nachdem Abpfiff gab es erst einmal Jubel der Leipziger Mannschaft, der aber nicht ganz so euphorisch ausfiel, denn man wusste ja noch nicht, was der Sieg wert war.

 

Als Erstes kam die Gewissheit, dass sie die SG Odin/Döhren trotz großen Kampfes am BRC gescheitert und damit der direkte Abstieg abgewendet war. Die große Preisfrage war nun: Relegation oder doch Rettung in letzter Sekunde? Minuten vergingen, und TotalRugby-Chefredakteur Denis Frank, der es sich nicht nehmen ließ den Abstiegs-Krimi hautnah beim RCL zu verfolgen und bestens vernetzt für Updates aus Berlin sorgte, überbrachte schließlich eine Nachricht, die zu lauten Jubelschreien der Leipziger führten. Die Grizzlies haben den vierten Versuch nicht geschafft und damit hatte Leipzig den direkten Klassenerhalt vollbracht. „Das ist absolut unglaublich.“ resümierte Coach Kuntze nach dem Spiel. „Wir wussten, dass wir eine Chance haben gegen RK03 unseren ersten Sieg gegen diese Mannschaft einzufahren. Die letzten Trainings waren gut und die Emotionen nach dem Last-Minute-Sieg gegen die Grizzlies auf unserer Seite. Und heute haben wir endlich in dieser Saison auch einmal Glück gehabt mit den Ergebnissen unserer Konkurrenz. Das gehört bei dem engen Feld, wie wir es diese Saison in der 1. Bundesliga Nord gesehen haben, auch dazu. Wir sind überglücklich und heute wird ordentlich gefeiert.“ so Kuntze weiterhin. Für die zweite Mannschaft ist die Saison aber noch nicht vorbei und in den beiden ausstehenden Partien gegen Halle und Trebbin wollen wir nochmal als Mannschaft auftreten und am Ende zu Hause unseren Kapitän der zweiten Mannschaft, Christian “Juri“ Damm, gebührend in den Rugby-Ruhestand verabschieden. Dazu wünschen wir uns nochmal ein großes Publikum.

RCL: 1 Moloi, 2 Paleit, 3 Brentnall, 4 Wochatz, 5 Woicke, 6 Strunk, 7 Leutenecker, 8 Förtsch ©, 9 Engelbrecht, 10 Vaaiga, 11 Alrebdawi, 12 Beck, 13 Botha, 14 Vorster, 15 Cowley, 16 Preiss, 17 Meneses, 18 Langhans, 19 Khouri, 20 Spahn, 21 Böhme